Freiheit in Körper, Bewegung und Performance
Torsten Konrad ist seit 1998 Dozent für Alexander-Technik und Bewegungslehre für Musiker, Tänzer und Schauspieler an der Folkwang-Universität der Künste.
Er gibt Einzel- und Gruppenunterrichte und bildet in eigener Praxis aus.
Es ist sehr hilfreich den Prozess der Körperstellung und der Entwicklung des Musikers durch die Alexander-Technik zu unterstützen. Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten die erfolgreiche Integration und Befreiung des vollen Potentials im virtuosen Hochleistungsbereich, über den wir hier sprechen anzuregen.
Das Programm "Freier Musizieren" ist eine ganzheitliche Form des Musiker-Coachings auf Basis der F. M. Alexander-Technik. Es vermittelt auf den Ebenen von Körperbewusstsein, Emotion und Selbstführung neue individuelle Zugänge zum Umgang des Musikers mit sich selbst, dem Instrument und dem musikalischen Ausdrucksprozess. Unter anderem wird dabei die Qualität der spezifischen Bewegungsabläufe des Musizierens optimiert, so dass sie mit einem Höchstmass an Effizienz, Ergonomie und Ausdruckskraft ausgeführt werden können. Das Training auf der Ebenen des Emotionalraums verhilft zu mehr Durchlässigkeit für inneren und Äusseren Druck. So können auch unnötige psycho-physische Strapazen, Gewohnheiten, Sackgassen, Belastungen und Schädigungen vermieden und die erfolgreiche Musikerkarriere unterstützt werden.
Der effiziente Umgang mit dem Instrument erfährt große Unterstützung durch die gezielte Einbeziehung der sensorischen Wahrnehmung. Eine erlebnismäßige Kontaktaufnahme oder sensorische Analyse aller unterstützenden Faktoren in der spezifischen Situation des Musikers führen dazu, dass Kompensationen, übermäßige Spannungen, Anstrengungen, Fehlstellungen und Körperverformungen vermieden und aufgehoben werden und sich Bewegungsfreiheit und Virtuosität erhöhen.
Die Schulung des Körperbewusstseins macht es möglich, die körpereigene Intelligenz maßgeblich an der Gestaltung der Position und der Bewegungsabläufe, in denen musiziert wird, zu beteiligen. Dadurch entsteht eine gesunde reflexmäßige Anpassungsgewohnheit, durch die Selbstfürsorge beim Musizieren als natürlicher und produktiver Instinkt trainiert wird. Ein ganzes Spektrum an Möglichkeiten und Richtungen, in die sich hinein entspannt werden kann beziehungsweise von wo aus Kraft für das Spielen zu beziehen ist, kann sich auf diese Weise erschließen.
Folgende Bewusstseinsarbeit ist deswegen bei erhöhtem Stress oder chronischem Stress sehr zu empfehlen:
1. Die Schulung des Körperbewusstseins verhilft dazu, sich unabhängig von momentaner Befindlichkeit und äußeren Reizen zu verkörpern und im Körper zu bleiben. Dies ist ein sehr nachhaltiger Zugang, der Nerven und andere Zellen, Gelenke und Fasern sowie den Stoffwechsel schont und das Wohlbefinden sehr unterstützt.
2. Emotionale Gegenwärtigkeit und Transformation helfen ebenfalls dabei, aus dem Kopf auszusteigen und sich den Lebensthemen und Emotionen zu stellen, die unter den oberflächlichen Sorgen, Ängsten und anderen druckerzeugenden Phänomenen stecken. Durch diese Zuwendung entsteht über die Selbsterkenntnis hinaus die Fähigkeit, genug Verständnis, Mitgefühl und Selbstliebe zu entwickeln, um die nächsten Schritte in Richtung von Effizienz, Verwirklichung und Erfolg leichter zu gehen. Darüber hinaus können auf diese Weise Autoritäts- und andere Konfliktmuster sowie der ganze Stress, der dadurch entsteht, sowie die Vermeidung, zu der sie anstacheln, aufgelöst werden.
3. Schließlich führen natürlich auch Meditation und Kontemplation dazu, das Bewusstsein und den Geist für eine sanftere Seinsweise zu öffnen. Dadurch können auch die Bereitschaft und die Fähigkeit, in einer losgelasseneren Welt zu leben und den Erfolg, die Ruhe und Gelassenheit eines hingebungsvolles Lebens zu genießen, gestärkt werden.
"Mit einem beschwingten Gefühl, einem bewussten Körper, in Balance, ganz bei mir und dadurch auch sensibel für mein Außen… All das und noch viel mehr erfahre ich durch den wunderbaren Alexander-Technik Unterricht von Torsten Konrad. Ob live in Gruppen- oder Einzelarbeit oder über das Medium Computer und räumliche Distanz hinweg, erreichen mich Torstens Impulse und Anregungen helfend, klar, bedacht, herzlich, ehrlich. Ich fühle mich in meiner Ganzheit gesehen, aufgehoben und unterstützt. Danke Torsten!"
3. September 2010, von SZ Redakteurin Anke Bauer, erschienen im Volksfreund
Gegen die Macht der Gewohnheit
Stressabbau und Entspannung mit Hilfe der "Alexandertechnik"
Es klingt ganz einfach: Die Alexandertechnik soll helfen, Stress und Verspannung abzubauen - durch Nichtstun. Sie besagt, dass allein die Kraft der eigenen Gedanken schlechte Haltungsgewohnheiten und Spannungszustände erkennen und verbessern kann.
Liegen, Sitzen, Stehen oder Gehen geschieht bei den meisten Menschen automatisch und unbewusst. Viele machen es sich bei den vermeintlich einfachen Haltungen aber unnötig schwer - aus purer Gewohnheit. Büromenschen kennen es nur allzu gut: Tag für Tag wird am Schreibtisch dieselbe Haltung eingenommen, selbst wenn der Rücken bereits rebelliert. Die Folgen sind Verspannungen und Stress. Fitness oder andere Trainingsformen können hier helfen, doch es geht auch einfacher: mit der Alexandertechnik.
Dabei wird nämlich nicht vorrangig die Muskulatur trainiert, sondern auf der Ebene der Selbstwahrnehmung angesetzt. Gedanken sollen sozusagen helfen, die Haltung zu verbessern und Spannungen abzubauen. Bei der ganzheitlich orientierten Methode werden die "Patienten" durch verbale Anweisungen, manuelle Impulse und geführte Bewegungen eines Lehrers auf ihre gewohnten, möglicherweise ungünstigen Haltungs- und Bewegungsmuster aufmerksam gemacht und können so lernen, sie zu verändern. Geeignet ist die "Kunst des Nichtstuns" nach Angaben des deutschen Alexander-Technik-Verbandes für jedermann, insbesondere aber für Menschen, die Stress abbauen wollen oder die in ihrem Alltag großen psychischen oder körperlichen Belastungen ausgesetzt sind.
"Die Alexandertechnik kann uns zu einem ganz neuen Lebensgefühl verhelfen", sagt Torsten Konrad, Lehrer der Alexandermethode. Man lerne, sich bei allen Aktivitäten mehr Ruhe zu lassen und sich somit von unnötigem Druck zu befreien. Das verhelfe nicht nur zu einem ganz neuen positiven Körperbewusstsein, sondern entspanne auch. "Durch die erlernte, bessere Körperstellung stellen sich Wohlbefinden, Gelöstheit und Entspannung fast wie von alleine ein", schwärmt der ausgebildete Tänzer und Choreograph. Doch wie funktioniert das?
"Die Alexandertechnik geht davon aus, dass alle geistigen, seelischen und körperlichen Prozesse untrennbar miteinander verbunden sind", erläutert Konrad. Körper und Seele sind demnach bereits im Einklang miteinander, man muss es sich aber bewusst machen. Das hört sich komplizierter an, als es ist: In seinen Seminaren lässt er die Teilnehmer sitzen, aufstehen, stehen und gehen. Er fragt, was sie dabei spüren und lenkt ihre Aufmerksamkeit auf verspannte Partien. Dadurch wird vielen erst bewusst, wie verkrampft sie durchs Leben gehen. Ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Kopf, Hals und Rumpf ist nach der Alexandertechnik das A und O für freie und gelöste Bewegungsabläufe.
"Stellt euch vor, wie der Boden eure Füße trägt, wie die Wirbelsäule länger wird und der Kopf auf dem Körper ruht", weist er seine Schüler ruhig an. Hinter den Anweisungen steckt die Annahme, dass Muskeln einerseits Signale an das Gehirn senden, andererseits aber auch umgekehrt mentale Botschaften über das Nervensystem empfangen können. Und dann auch tatsächlich locker lassen: "Der Nacken wird lang, es fühlt sich befreit an", sagt eine Teilnehmerin. Überhaupt fallen die Worte "frei", "entspannt" und "leicht" sehr oft in die Runde. Bei den Übungen soll gelernt werden, wie Gefühl und Bewegung zusammenspielen und optimal koordiniert werden können
Dass die Alexandertechnik helfen kann, Verspannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern, ist sogar wissenschaftlich bewiesen. "Eine Untersuchung an 579 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen ergab, dass die positive, schmerzlindernde Wirkung der Alexander-Technik im Vergleich zu Massagen und sportlichen Übungen deutlich länger anhält", berichtet das englische Ärzteblatt British Medical Journal.
Trotz vieler Erfolgsmeldungen wird sie aber nur von wenige Krankenkassen unterstützt, da sie weder Sportart noch Heilmethode sei, sondern "eher ein Element der persönlichen Lebensgestaltung". www.alexander-technik.org
AUF EINEN BLICK Benannt ist die Alexandertechnik nach dem australischen Schauspieler Frederick Matthias Alexander (1869 bis 1955). Als ihm auf der Bühne immer öfter die Stimme versagte, begann er genauer auf seine Atmung zu achten. Dabei stellte er fest, dass Verspannungen ihn daran hinderten, beim Rezitieren frei zu atmen. Alexander entwickelte daraufhin eine Entspannungsmethode, die er ab 1931 auch anderen Personen lehrte. Heute ist die Alexander-Technik weltweit verbreitet und fester Unterrichtsbestandteil in Schauspiel- und Tanzschulen. aba